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Rennwagen im Check: Mazda 787B

Es gibt Rennwagen, die feiern jahrelange Erfolge und werden innerhalb weniger Jahre in den Museen der Welt vergessen. Und es gibt Rennwagen, die genießen schon nach kürzester Zeit einen unerreichbaren Legendenstatus. Dazu gehört der Mazda 787B. Der Sportwagen, der von einem Wankelmotor angetrieben wird, feierte im Jahr 1991 den Sieg beim 24h-Rennen in Le Mans. Grund genug, um den orange-grünen Prototypen unter die Lupe zu nehmen. MotorsportMarkt.de nennt die wichtigen Details zum legendären Klassiker.

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Geschichte des Mazda 787B
    1. Die ersten Erfolge im Motorsport
    2. Die lange und harte Reise in Le Mans
    3. Die letzte Chance ohne Erfolg
    4. Endlich! Sieg bei den 24h von Le Mans 1991
  2. Die Technik des Mazda 787B

Die Geschichte des Mazda 787B

Die Geschichte des Mazda 787B ist beeindruckend und beginnt schon einige Jahre vor dem Debüt des Rennwagens. Damals galt der Wankelmotor als zukunftsfähige Technik für das Automobil. Im Vergleich zu anderen Motoren war das Konzept platzsparend und vibrationsarm. Zudem konnte ein gleichförmiges Drehmoment erzeugt werden, denn die notwendige Beschleunigungsenergie für den klassischen Kolben entfiel. Im Jahr 1960 wurde mit dem NSU Prinz III erstmals ein Auto vom Wankelmotor angetrieben. Der gleiche Hersteller war es auch, der im Oktober 1963 mit dem NSU Spider das erste Serienauto mit Rotationskolbenmotor präsentierte.

Auch andere Hersteller, wie Mercedes-Benz, entwickelten an der Technik. Doch an den Erfolg glaubte letztlich niemand, sodass der Wankelmotor mit Ausnahme einiger Einzelstücke nie unter der Mercedes-Haube landete. Das war bei Mazda anders. Die Japaner hielten an der Technik fest und gingen damit sogar in Serie. Mehrere Modelle wurden in den Folgejahren von einem Wankelmotor angetrieben. Schließlich folgte sogar ein Engagement im Motorsport, denn Mazda wollte beweisen, dass der Kreiskolbenmotor mithalten kann.

Die ersten Erfolge im Motorsport

Mit dem Mazda RX-7 feierte der japanische Automobilhersteller die ersten Erfolge. Beim 24h-Klassiker in Daytona feierte der Mazda RX-7 1979 auf Anhieb den Klassensieg und überzeugte mit dem fünften Gesamtrang, inmitten von leistungsstärkeren Rennwagen, wie dem Porsche 935 oder Ferrari 365 GTB/4. Im Jahr 1981 triumphierte das Mazda Motul TWR Team beim 24h-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps.

Und die Erfolge wurden nicht weniger. Im Laufe der Jahre sammelten sich über 100 Siege und fünf gewonnene Meisterschaften in der IMSA an. Damit war Mazda seinerzeit sogar erfolgreicher als Porsche. Der Rennwagen mit Wankelmotor musste sich keinesfalls hinter der Konkurrenz verstecken, was Mazda in den Folgejahren zur Fortsetzung des Motorsport-Programms bewegte.

Mazda ließ vom Traum, einen Sieg beim legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans zu feiern, nicht ab. Der Mazda RX-7 wurde optimiert und verbreitert, doch die Auftritte an der Sarthe endeten nur im Mittelfeld. Schnell wurde klar, dass ein neuer Rennwagen entwickelt werden musste, um den Langstreckenklassiker zu gewinnen.

Die lange und harte Reise in Le Mans

Der Mazda 787 bei dem 24h Rennen im 1991Eins der Vorgängermodelle des Mazda 787B bei dem 24h Rennen im 1991 | Mazda Austria GmbH

Mit dem Mazda 717C schickten die Japaner im Jahr 1983 erstmals einen konkurrenzfähigen Sportwagen-Prototyp ins Rennen, der von Mazdaspeed entwickelt wurde. Der Rennwagen wurde erneut vom 2-Scheiben-Wankelmotor, Typ Mazda 13B, angetrieben, der auch im Mazda RX-7 schon zum Einsatz kam. Die beiden Boliden, die als einzige Fahrzeuge in der Gruppe-C-Junior-Klasse am Start waren, feierten den Klassensieg, doch in der Gesamtwertung reichte es nur zu den Plätzen 12 und 18. Mehrere Reifenschäden verhinderten ein besseres Ergebnis.

Im Folgejahr entwickelten die Ingenieure den Sportwagen stetig weiter. Im Jahr 1984 versuchte der Mazda 727C sein Glück, ein Jahr später war der Mazda 737C am Start. Doch vor allem die Zuverlässigkeit machte dem japanischen Hersteller zu schaffen. Auch einige Rennen in der Sportwagen-WM blieben ohne Erfolg. In der All Japan Sports Prototype Championship erreichte Mazda im Jahr 1985 den fünften Platz in der Konstrukteursmeisterschaft.

Ab 1986 wurde der Mazda 757 eingesetzt, doch beide Boliden schieden in Le Mans mit einem Getriebeschaden aus. Nicht nur die Zuverlässigkeit hinderte Mazda am Triumph, sondern auch die Leistung. Im Vergleich zur Konkurrenz waren die bisherigen Wankelmotoren deutlich schwächer, was Mazda zur gezielten Weiterentwicklung antrieb. Der Mazda 767, der seine Premiere im Jahr 1988 feierte, wurde von einem optimierten 4-Scheiben-Wankelmotor, bekannt als Mazda 13J, mit fast 600 PS angetrieben.

Die letzte Chance ohne Erfolg

Dennoch kam das Team in Le Mans nicht über den 17. Gesamtrang hinaus, sodass im Folgejahr der weiterentwickelte Mazda 767B verwendet wurde. Mit beiden Fahrzeugen erreichte der japanische Automobilhersteller die Top-Zehn, doch der Traum vom ersten Gesamtsieg mit dem Wankelmotor blieb weiterhin unerfüllt. Doch die Zeit drängte, denn es kündigten sich Regeländerungen für den Klassiker in Le Mans an, der einen Start mit dem Rotationskolbenmotor nach der Saison 1990 unmöglich machte.

Kein Wunder, dass Mazda im Jahr 1990 mit aller Macht nach dem Sieg griff. Der Wankelmotor im neuen Mazda 787 leistete bis zu 800 PS, zudem wurde die Aerodynamik nochmals verbessert. Neben den beiden neuen 787 kam auch ein älterer 767B zum Einsatz. Doch auch die starke Fahrerbesetzung, die aus Formel-1-Fahrern bestand und vom mehrfachen Le-Mans-Sieger Jacky Ickx unterstützt wurde, konnte nicht gewinnen. Beide Mazda 787 schieden nach der Halbzeit mit technischen Defekten aus, während der ältere 767B lediglich den 20. Gesamtrang erreichte.

Endlich! Sieg bei den 24h von Le Mans 1991

Damit schien der Plan von Mazda gescheitert, denn im Jahr 1991 waren laut neuem Reglement nur noch V10-Motoren erlaubt, um eine Nähe zur Formel 1 zu schaffen. Doch die Japaner hatten Glück, denn mangels Starterzahlen bekam der Hersteller eine Sondergenehmigung, sodass erneut drei Sportwagen mit Wankelmotor am Start standen. Neben zwei Exemplaren des weiterentwickelten Mazda 787B kam auch ein älterer 787 zum Einsatz.

Doch die Ausgangslage schien alles andere als vielversprechend, denn die Konkurrenz war stark. Nicht nur Peugeot und Jaguar waren mit den neuen Prototypen am Start, sondern auch Mercedes brachte den C11 mit biturbogeladenem Fünf-Liter-V8 (über 700 PS) nach Le Mans. Während Jaguar die Geschwindigkeit an der Spitze nicht mitgehen konnte, schieden die beiden Werks-Peugeot schon nach wenigen Stunden mit technischen Schwierigkeiten aus.

Der Mazda 787B auf einer DemonstrationsfahrtMazda 787B auf einer Demonstrationsfahrt beim 90. Jubiläumsevent von Le Mans 2013 | Mazda Austria GmbH

Gegen die übermächtigen Mercedes hatte der Mazda 787B allerdings keine Chance, sodass sich der oragne-grüne Sportwagen mit der Startnummer 55 auf dem vierten Platz einsortierte. Die Chancen auf den Gesamtsieg waren gering, doch Mercedes blieb nicht ohne Probleme. Ein defekter Unterboden und ein Getriebeschaden warfen am Sonntagmorgen schon zwei der drei Mercedes-Boliden zurück.

Wenige Stunden vor dem Fallen der Zielflagge erwischte es auch den verbliebenen C11, dessen Motor überhitzte und Schaden nahm. Damit war der Weg für den Mazda 787B frei. Volker Weidler, Johnny Herbert und Bertrand Gachot feierten den ersten und bis heute einzigen Sieg eines Rennwagens mit Wankelmotor.

Ein entspannter Sieg war es für das Fahrertrio trotz des dreifachen Mercedes-Ausfalls nicht, denn der Mazda 787B verlangte seinen Piloten alles ab. Johnny Herbert war nach der Zieldurchfahrt so erschöpft, dass er kollabierte und nicht an der Podiumszeremonie teilnehmen konnte. Und der kreischende Wankelmotor hinterließ bei Volker Weidler einen bleibenden Gehörschaden, denn der deutsche Rennfahrer verlor während des Rennens seinen Gehörschutz. Im Folgejahr musste Weidler seine Karriere wegen eines Tinnitus und damit verbundenen Gleichgewichtsstörungen beenden.

Der Mazda 787B wurde nach dem Triumph in Le Mans nicht mehr eingesetzt, denn die FIA änderte das Reglement und machte den Start eines Rennwagens mit Kreiskolbenmotor unmöglich. Damit bleibt der erste und einzige Wankel-Sieg wohl für immer in den Geschichtsbüchern.

Die Technik des Mazda 787B

Mazda 787B
Baujahr: 1991
Motor
Bauart: R26B - 4-Rotoren-Wankelmotor
Leistung: 710 PS
Drehmoment: 608 Nm
Hubraum: 2616 cc
Antriebsart: Heckantrieb
Getriebe: 5-Gang, manuell
Karosserie
Länge: 4782 mm
Breite: 1994 mm
Höhe: 1003 mm
Radstand: 2660 mm
Leergewicht: 830 kg

Die technische Besonderheit des Mazda 787B ist der Antrieb, denn der Sportwagen wird von einem 4-Rotor-Wankelmotor (Typ 26B) mit einem Hubraum von 2,6 Litern angetrieben. In jeder Kammer (jeweils 654 ccm) waren drei Zündkerzen verbaut, die eine optimale Verbrennung sicherstellten. Das Aggregat arbeitete ohne Turbolader und konnte rund 700 PS bei 9000 U/min freigeben. Mit Drehzahlen bis zu 11000 U/min erinnerte der Antrieb auch akustisch an die Formel 1.

Das maximale Drehmoment betrug 608 Newtonmeter bei 6500 U/min. Im Vergleich zu den Motoren der Konkurrenz war der Wankelmotor besonders klein. Er wog nur 180 Kilogramm, was auch das Gewicht des Sportwagens positiv beeinflusste. Der Mazda 787B brachte lediglich 830 Kilogramm auf die Waage.

Für die Sicherheit sorgte ein Monocoque aus Kevlar und Kompositmateralien, das mit Aramidfasern verstärkt wurde. Rundum waren doppelte Querlenker sowie innenliegende Bilstein-Dämpfer verbaut. Für die Kraftübertragung war ein Fünfganggetriebe verantwortlich, das ursprünglich von Porsche stammt. Die Kupplung aus keramischem Siliciumcarbid wurde mit Kohlenstofffasern verstärkt, ebenso wie die Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 360 Millimetern.


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