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Eine vergessene Legende: Südschleife am Nürburgring

Die legendäre Nürburgring-Nordschleife, auch als „Grüne Hölle“ bezeichnet, kennt jeder Motorsport-Fan. Dass es nach dem Bau der Traditionstrecke allerdings lange Zeit auch die Südschleife gab, ist oftmals unbekannt. MotorsportMarkt.de beantwortet alle Fragen zur vergessenen Legende in der Eifel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wann wurde die Südschleife gebaut?
  2. Wo verlief die Südschleife am Nürburgring?
  3. Wofür wurde die Südschleife genutzt?
  4. Bis wann wurde die Südschleife befahren?
  5. Wer hält den Rundenrekord auf der Südschleife?
  6. Gibt es die Südschleife noch heute?

Wann wurde die Südschleife gebaut?

Die Südschleife wurde zwischen 1925 und 1927 gemeinsam mit der Nordschleife gebaut. Sie stellte mit (nur) 7,747 Kilometern und einer Durchschnittsbreite von rund acht Metern den kleineren der beiden Rundkurse dar. Gemeinsam mit der „Betonschleife“, wie der Bereich um die Start-Ziel-Schleife und das damalige Boxengebäude bezeichnet wurde, erstreckte sich der Nürburgring zu dieser Zeit auf eine Gesamtlänge von 28,265 Kilometern. Allerdings wurde diese Variante lediglich in den Anfangsjahren genutzt. Ab 1931 fanden die Rennen überwiegend auf der Nordschleife statt, die noch heute einen Kultstatus genießt.

Wo verlief die Südschleife am Nürburgring?

Wie der Name schon verrät, handelte es bei der Südschleife um den südlichen Teil des Nürburgrings, der sich bis zum Örtchen „Müllenbach“ erstreckte. Nach der Start-Ziel-Gerade, die sich Nord- und Südschleife teilten, bogen die Rennfahrzeuge nach links auf die Südschleife ab. Über die Streckenabschnitte „Bränkekopf“, „Aschenschlag“ und „Seifgen“ ging es durch den Wald hinunter in Richtung Müllenbach. Hier, am Abschnitt „Bocksberg“, befand sich seinerzeit der größte Zuschauerbereich mit Tribüne. Zu den Besonderheiten gehörte das enorme Gefälle von bis zu 11 Prozent, denn zwischen Start-Ziel und den tiefsten Punkt in Müllenbach mussten die Pilot*innen einen Höhenunterschied von 153 Metern überwinden.

In Müllenbach machte die Südschleife einen engen Rechtsknick, bevor es wieder zum Start-Ziel-Bereich hinaufging. Kurz vor dem Abschnitt „Scharfer Kopf“, eine scharfe Rechtskurve, die sich gut zum Überholen eignete, erreichte die Steigung das Maximum von 16 Prozent. Kurz danach kehrten die Fahrer*innen auf die Betonschleife zurück, die nach dem Durchfahren der Nordkehre auf die Start-Ziel-Gerade führte. Viele Kurven waren nicht einsehbar, fielen nach außen ab und wiesen starke Bodenwellen auf. Daher war die Südschleife nicht einfach zu fahren und forderte sogar Todesopfer.

Wofür wurde die Südschleife genutzt?

In den Anfangsjahren fanden auf der Kombination aus Nord- und Südschleife verschiedene Auto- und Motorradrennen statt, darunter das Eröffnungsrennen am 18. Juni 1927. Später wurden die legendären Eifelrennen (bis 1968), das ADAC Eifelpokal-Rennen (1959 bis 1970) und der Große Preis von Deutschland, der für Formel-2-Boliden gedacht war und nicht zur Weltmeisterschaft zählte, auf der Südschleife ausgetragen. Allerdings war die Nordschleife deutlich beliebter, sodass die Autorennen auf der Südschleife zur Seltenheit wurden. In den Folgejahren gastierten vor allem die wichtigen Motorradrennen auf dem kleineren Rundkurs, beispielsweise die Motorrad-Weltmeisterschaft in den Jahren 1965 und 1968.

Ab 1938 ließ sich die Südschleife dank einer Querverbindung auch ohne den Start-Ziel-Bereich und die Boxenanlage nutzen. Diese Möglichkeit machten sich vor allem Autohersteller und Teams zunutze, um neue Fahrzeuge zu testen oder die Rennwagen für die bevorstehenden Rennen vorzubereiten. Ab 1970 fanden auf der Südschleife ausschließlich Clubveranstaltungen sowie Bergrennen statt.

Bis wann wurde die Südschleife befahren?

In den Jahren 1970 und 1971 wurde die beliebtere Nordschleife modernisiert und an die gestiegenen Sicherheitsanforderungen angepasst. Die Südschleife wurde dabei stiefmütterlich behandelt, sodass fortan keine offiziellen Autorennen mehr stattfinden. Dennoch wurde die Strecke weiterhin für kleinere Clubrennen, Testfahrten und Abstimmungen genutzt. Touristenfahrten sollen bis 1975 stattgefunden haben, wobei es hierzu keine gesicherten Informationen gibt. Das endgültige Ende fand die Südschleife ab 1983, als die neue Grand-Prix-Strecke gebaut wurde. In diesem Zuge wurde der Rundkurs zu öffentlichen Straßen sowie Anfahrtswegen zu den Parkplätzen umgebaut. Hier finden noch immer die verschiedenen Wertungsprüfungen der Rallye Köln-Ahrweiler statt.

Wer hält den Rundenrekord auf der Südschleife?

Der ewige Rundenrekord auf der Südschleife wird von Helmut Kelleners gehalten, der im Rahmen des AvD-SCM-Rundstreckenrennens (CanAM-Lauf) am 17. Oktober 1970 lediglich 2:38.6 Minuten benötigte. Mit seinem March 707 erreichte der Deutsche eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 175,85 km/h, womit er den bisherigen Rekordhalter (Brian Redman; 2:47.0 Minuten) ablöste.

Gibt es die Südschleife noch heute?

Der erste Teil der Südschleife, der Bereich von Start-Ziel bis nach Müllenbach, wurde zur öffentlichen Kreisstraße K72 umgewandelt, die mittlerweile neu asphaltiert wurde. Lediglich der Straßenverlauf lässt noch erahnen, mit welchem Risiko die wagemutigen Rennfahrer*innen durch die Wälder geflogen sind. Vereinzelte Reste, beispielsweise die Betonreste eines alten Streckentelefons, zeugen von der historischen Geschichte der Strecke.

Der Abschnitt „Bocksberg“ wurde fast vollständig abgerissen, nur auf dem Rückweg von Müllenbach zum „scharfen Kopf“ lassen sich noch Reste der alten Südschleife entdecken. Die Landstraße L93 führt parallel zum damaligen Rundkurs, sodass unweit der öffentlichen Straße noch der originale Streckenabschnitt samt Asphalt zu finden ist. Alle Bemühungen, die verbliebenen Teile der Südschleife unter Denkmalschutz zu stellen, waren bislang nicht erfolgreich. Und so bleibt es vorerst dabei, dass die Legende der Südschleife in Vergessenheit gerät…


Bild: M. Volk
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