FWS 750 Formula, Prototyp mit Renngeschichte, 750 MC

- Inseratsnummer
- 58175
- Inseriert am
- 21.11.2022
- Kategorie
- Classics
- Hersteller
- Austin Motor Company
- Zustand
- Gebraucht
- Preistyp
- VB
- StVZO
- Ja
- Leistung
- 60 PS
- Baujahr
- 1957
- Wagenpass
- Nein
- Fahrbereitschaft
- Fahrbereit
- Laufleistung
- 11800 km
- Hubraum
- 747 ccm
- Standort
- 8952 / Schlieren, Schweiz
Die Begeisterung für den Motorsport packte den jungen Michael Featherstonhaugh bei einem Grand Prix Rennen in Goodwood der frühen 50er. Der Grafikdesignstudent aus der Nähe von Southampton bekam die Idee des Baus eines eigenen Rennwagens seither nicht aus dem Kopf. Seine Dienstzeit für das britische Empire im fernen Osten nutzte er nebenbei, um Entwürfe, Designs und Modelle für einen offenen Rennwagen mit 750 ccm Hubraum. Nach dem Militär studierte er Design mit Fachrichtung Ingenieurswesen. Dabei lernte er den Ingenieurstudenten Harry Worral kennen, mit dem er seine Vision eines Rennwagens teilte und dieser erklärte sich begeistert bereit, ihn dabei zu unterstützen. Sie hatten die Idee, einen wettbewerbsfähigen Rennwagen mit modernem stromlinienförmigen Design über einem Gitterrohrrahmen zu schaffen. Als Basischassis sollte der A-Rahmen eines Austin A7 dienen. Um diesen Wahl nachzuvollziehen bedarf es etwas Hintergrundwissens:
Dieses Chassis wurde nicht zufällig gewählt, es hat sich zu diesem Zeitpunkt schon des Öfteren durchaus als rennfähig erwiesen. Bestimmungsort für den späteren Renneinsatz war nämlich der 750 Motor Club. Hierbei handelt es sich um einen Motorsportclub mit eigenen Rennserien, wo, wie der Name verrät, nur Fahrzeuge mit 750 Kubikzentimetern Hubraum eingesetzt wurden. Hauptsächlich wurde daher mit Fahrgestellen des Austin A7, welcher auch über einen 4-Zylinder mit 750 ccm verfügte, gearbeitet. Unter Einhaltung gewisser Regeln und Beschränkungen des 750 MC wurde den Konstrukteuren in Sachen Motortuning, Aufhängung, Bremsen, Lenkung, Carrosseriedesign usw. freie Hand gelassen. Schlussendlich entstanden praktisch neu konstruierte Rennwagen, die dann gegeneinander antraten. Viele grosse Bekanntheiten aus dem Motorsport und der Automobilkonstruktinon Englands hatten ihren Ursprung in diesem Club. Colin Chapman beispielsweise, der später Lotus gründete, startete seine Karriere als Rennwagenkonstrukteur, indem er auf A7 Chassis seine eigenen Rennwagen baute und im 750 MC einsetzte. Weitere Konstrukteure und Fahrer des 750 Motor Club waren: Eric Broadley (Gründer von Lola, verantwortlich für den Ford GT40), Derek Bennett (Gründer von Chevron Cars), Tony Southgate (Konstruierte später Formel 1- und Gruppe C-Rennwagen, heute 750 MC Clubpräsident), Gordon Murray (Designte Brabham F1 Wagen und den McLaren F1), Frank Costin (F1 Designer, später Marcos) und Jem Marsh (Mitbegründer von Marcos). Letzterer spielt in der Geschichte dieses Autos noch eine Rolle.
Featherstonhaugh und Worrall machten sich also 1957 in Ihrer Garage in Surrey ans Werk. Der A7 Motor wurde mit einem Aluzylinderkopf versehen, erhielt grössere Ansaugkanäle, leichtere Kolben, eine scharfe Nockenwelle, ein leichtes Schwungrad und zwei SU HD1 Vergaser. Die Vorderachse stammte von einem Austin Big 7, unmgerüstet auf Einzelradaufhängung, hinten fand eine Austin Banjo Achse Platz. Bremsen verwendete man die des Morris Minor und die Stossdämpfer wurden durch modernere Teleskopstossdämpfer ersetzt. Auf das 'rolling chassis' schweisste Featherstonhaugh einen eigens konstruierten Gitterrohrrahmen. In den 50er Jahren war das die modernste Konstruktionsmethode für Rennwagen, wie beim Jaguar C-Type oder dem Maserati Birdcage. Auf diesem Rahmen kam dann Featherstonhaughs Carrosserie. Der Mittelteil mit der Fahrersektion, den Seitenwänden, Torpedoblech und Unterboden wurde aus geneitetem Aluminium fix am Rohrrahmen und am Chassis befestigt. Front- und Heckpartien bestanden jeweils aus einem ganzen Teil aus dem damals neuen Material GFK. Die Teile sind mit Scharnieren befestigt und lassen sich vollständig abheben, was die Mechanik gut zugänglich macht. Nach 18 Monaten war Featherstonhaughs "FW Special" (FW für die Nachnamen der Konstrukteure) fertig. Während der Bauzeit wurde das Projekt mit zahlreichen Motorsportenthisiasten geteilt. Einer davon war Tony Densham, der im Rahmen des Baus ein Schwesterauto mit Hilfe von Featherstonhaughs Carrosserieformen anfertigte. Die selben Formen verwendete man auch für ein drittes Auto, der "Worden Special". Die kleine Gemeinschaft aus Gleichgesinnten nannte ihr Rennteam "Team Sigma", die Autos allesamt weiss mit einem orangen Streifen. Der Aufwand und das Herzblut, das in das Projekt flossen, sollten sich auszahlen. In den Jahren 1958, 1959 und 1960 wurden zahlreiche Rennen auf Strecken wie Silverstone, Brands Hatch, Snetterton oder Goodwood erfolgreich bestritten und mehrere Podestplätze herausgefahren. Die Saison von 1960 beendete Featherstonhaugh mit seinem Wagen die Clubmeisterschaft 'Good acre Trophy' sogar auf den 3. Gesamtrang. Beim Renndebut des Wagens mit dem Kennzeichen 'VGP 750' in Silverstone 1958 zog das aerodynamische Design die Aufmerksamkeit seines Konkurrenten Jem Marsh auf sich. Marsh war derart begeistert davon, dass er mit Featherstonhaugh einen Deal aushandelte, das Carrosseriedesign des FW Special für seine eigene kleine Serienproduktion eines Rennwagens auf A7 Basis zu benutzen. Marsh besass damals die Firma "Speedex", welche Kit Cars und Rennteile für Autos des 750 MC herstellte. Die beiden einigten sich auf den Namen "Silverstone", gemäss dem Debütrennen des originalen Wagens. Um die 40 Exemplare des Silverstone sind daraus entstanden. Für Werbeanzeigen von Speedex verwendete Marsh sogar Fotos des originalen FW Special. Dieser ist sozusagen der Prototyp des Silverstone. Auf seinem Speedex Silverstone mit der Carrosserie des FW Special erfuhr Marsh 1959 den Sieg der Goodacre Trophy. Im selben Jahr gründete er zusammen mit Frank Costin 'Marcos Cars'.
Anfang der 60er Jahre zog sich Featherstonhaugh vorläufig aus dem Rennzirkus zurück und verkaufte 'VGP 750'. Sein neuer Besitzer setzte ihn noch einige Male in Rennen des 750 Motor Club ein. Anfang der 90er Jahre dann spürte Featherstonhaugh sein Auto wieder auf, stand dem Besitzer bei der Restauration mit Rat zur Seite und konnte es nach ein paar Jahren wieder von ihm erwerben, um es bei historischen Clubveranstaltungen zu fahren. Nach weiterem Besitzerwechsel kam das Auto zwei Jahrzehnte später in die Schweiz. Der FW Special befindet sich gemäss originalen Spezifikationen in authentischem Zustand mit Ausnahme der später eingebauten Scheinwerfer. Der Motor ist soeben neu aufgebaut worden und der Wagen fährt sich einwandfrei. Ebenfalls steht das Auto auf fast neue Dunlop Racing. Der Wagen ist ausserordentlich gut dokumentiert, originale schwarz-weiss Fotos, Medienartikel, sogar handschriftliche Notizen und Briefverkehr seines Erbauers persönlich. Der Hintergrund des 750 Motor Club ist insofern interessant, da ohne ihn der britische Motorsport wohl nicht zu dem geworden wäre, was er heute ist. Ein Fahrzeug, wie es seltener kaum sein könnte mit zeitgenössischer Renngeschichte.
*Eintausch und Finanzierung möglich*
Sandro Egli
8952 Schlieren
Schweiz
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